Nicht einmal Zeit für Marillenkuchen! Meine erste Sternfahrt

Die Aussicht auf perfektes Wetter, ein Boot mit erfahrener Mannschaft und Zeit und Lust auf ein ganz neues Rudererlebnis veranlassten mich nach ca. 26 Jahren mehr und wenigen intensiven Ruderns das Rennboot gegen ein Wanderboot zu tauschen und an der Sternfahrt mit Ziel Ruderverein Wiking Linz teilzunehmen.

Bootstransport und Anreise erfordern gute Logistik, welche Georg perfekt organisierte. Ein Fünfer des Steiner Ruder Clubs wurde bereits am Freitag bei der bekannten Schlögener Donauschlinge abgeladen und für die Mannschaft bestehend aus Andreas Haider, Karl Seidl, Julia Stöhr, Brigitta Josef und Kurt Weigl, welche am Samstag anreisten, montiert. Der zweite Fünfer wurde dann nach Passau gebracht, wo er auf einem kleinen Campingplatz für den Einsatz am Samstag bereit gemacht wurde. Ein herzliches Dankeschön an alle fleißigen Helferinnen und Helfer.

Ich reiste am Freitag abends nach der Arbeit nach Passau – trotz „leichtem Gepäck“ nahm ich einige Stück Marillenkuchen mit -, wo mich meine Ruderkollegen Hubert Seidl, Laura Kermer, Barbara Peutz und unser Steuermann Georg Mantler freudig empfingen und wir noch mit einem Glas Aperol auf das Erlebnis am nächsten Tag anstießen.

Samstag Früh: nach kräftigen (Sekt-)Frühstück, wanderten wir ca. 15 Minuten mit unseren Seesäcken zum Boot. Die Sonne strahlte und knapp 90 km Rudern und 3 Kraftwerke lagen vor uns. 

Unsere Fahrt startete auf der Ilz, welche zu unserer Überraschung sehr wenig Wasser führte, weswegen das Einsetzen des Bootes zu einer Flusswanderung und unserer ersten Herausforderung wurde. Mit dem Motto „Immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel“ erreichten wir das „Drei-Flüsse-Eck“ am östlichen Ende von Passau, wo Donau, Inn und Ilz ineinander münden. Da wir an diesem Tag alle drei Flüsse befahren wollten, ruderten wir am Inn noch ca. 500 Meter stromauf, bis wir uns mit einer Wende auf den Weg auf die Donau und in Richtung Ziel in Linz machten.

Mit Hubert als Schlagmann erreichten wir im gleichmäßigen Langstreckenschlag nach 24 km die erste Staustufe in Jochenstein. Das Übersetzen des schweren Ruderbootes mit Hilfe eines Bootswagerls wurde durch eine Baustelle am Kraftwerksgelände zwar erschwert, hat aber reibungslos funktioniert. Weiter ging es in der Strömung der Donau nach einer Stärkung mit Nüssen, Müsliriegel, Obst und Co dann Richtung Schlögener Schlinge, welche wir nach 40 km rudern und ca. 4 Stunden im Boot erreichten. Georg steuerte uns am kürzesten Weg durch die Donauwindungen vorbei an diversen Burgen, Barbara erzählte die Sage vom Schneider und seiner Ziege auf Burg Krempelstein und immer weiter ging es im Gleichschlag Richtung Aschach, dem zweiten Kraftwerk nach 67 km und 7 Stunden. 

Trotzdem das Übertragen des schweren Bootes anstrengend war, sah ich es als angenehme Möglichkeit den harten Rollsitz kurze Zeit zu verlassen und ein paar Muskeln zu lockern. Nach unfreiwilliger aber letztendlich angenehmer Abkühlung beim Einsetzen des Bootes – ich rutschte auf den glitschigen Steinen aus und ging baden – setzten wir unsere Sternfahrt fort. Um noch möglichst rechtzeitig bei Wiking Linz anzukommen, erhöhten wir nochmals unsere Schlagzahl und mobilisierten noch versteckte Kräfte. Das letzte Übersetzen in Ottensheim lief wie am Schnürchen und über die 2 km Regattastrecke (hier hätte ich mir schon ein Rennboot gewünscht) ruderten wir die letzten paar Kilometer stromab zu unserem Ziel bei Stromkilometer 2038,5.

Nach 89 km rudern und ca. 9 Stunden unterwegs war ich müde, erledigt, aber auch stolz und glücklich zugleich, dass wir so gut am Ziel angekommen waren.

Auch unser zweiter Fünfer hat an diesem Tag stolze 48,5 Stromkilometer gerudert (Gratulation an Karl, Julia, Andreas, Brigitta und Kurt) und so wurde der Steiner Ruder Club in der Vereinswertung Fünfter und wir durften uns bei der Siegerehrung über den jüngsten Teilnehmer (Georg) und die längste geruderte Strecke des Tages freuen. Den Marillenkuchen, den ich als Wegzehrung für unsere Crew gebacken und mitgebracht habe, haben wir dann erst in Linz gegessen – dafür war in unserem Express-Boot keine Zeit :-)!

Karin Mittermair

Danke an unsere Sponsoren: